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Flüchtlinge unter uns – "Wir brauchen noch Stühle!", war am 25.10. im Pfarrheim wiederholt zu hören. Schließlich umfasste der Stuhlkreis den halben Raum, 50 Personen hatten sich eingefunden zu den FLUCHTGESCHICHTEN mit Bericht und Musik. Die Idee war nach einem Mittagessen mit den Brüdern Yasin, Yousef und Muhamad (9Jahre) entstanden, als auf der Gitarre und dann dem Banjo arabische Lieder erklangen. "So was wollen auch die anderen Unterdürrbacher erleben", fand Michael Stolz, der den jungen Leuten bei den Behördengängen hilft. Und so kam es binnen weniger Tage zu der Veranstaltung des „Forum Aktive Gemeinde“: Eine äthiopische Familie, deren Viertklässersohn dank 1 1/2 Jahren Deutschunterricht flüssig Rede und Antwort stehen konnte, und zwei syrische Studenten, die bereits ihre Uni-Ausbildung fortsetzen, der eine als Zahnmediziner, der andere noch kurz vor dem deutschen Abschluss-Sprachtest, der dann die Aufnahme eines Studiums ermöglicht.

Im Gespräch mit Yasin, dem Ältesten der Brüdergruppe, wurde klar, wie überlegt und wohlbegründet ihre Flucht vorbereitet worden war. Die eigenen Eltern, die gegenwärtig im umkämpften Norden Syriens leben hatten ihre drei Söhne zur Flucht animiert, um wenigstens sie aus der Kriegsbeteiligung (20 und 24 Jahre sind die Älteren) in Sicherheit zu bringen. "Deutschland war schon immer mein Traumland", erklärte Yasin das Ziel ihrer Flucht. Unterwegs wurde ihnen noch ein 14-Jähriger von seinem Vater anvertraut, da dieser durch einen Unfall in der Türkei aufgeben musste. Inzwischen sind die Vier aus der GU an der Veitshöchheimer Straße nach Niederwerrn verlegt worden, wo die beiden Jüngeren ihre ersten Schultage schon hinter sich haben. Die Umstellung vom Arabischen auf das Deutsche wird ihnen viel abverlangen.

Für die Älteren besteht die Chance, an einem Pilotprojekt der Würzburger Uni teilzunehmen, das ab Dezember Sprachunterricht für Studierfähige anbieten wird. Dann könnte es sein, dass sie von Unterdürrbach aus an die Uni gehen.

"Warum habt ihr alle ein Smartphone?", wurde gefragt. "Das ist für uns überlebenswichtig: Unterwegs haben wir so den Weg gefunden, ich kann mir deutsche Texte übersetzen lassen, ich kann durch Bilder und Dokumente meine Aussagen belegen - und ich kann meinen Eltern ihre Sorge um uns ein bisschen nehmen."

Ein kleiner Imbiss war vorbereitet worden, musiziert wurde auch viel: Gitarre, Klavier und Banjo erklangen, es wurde gesungen und getanzt. Die Deutschen kamen auch musikalisch zu Wort, an der Gitarre von Uli Hornung unterstützt. So klang der Abend voller Dank aus. "Jetzt verstehe ich schon besser, warum die gekommen sind. Gottseidank haben wir keine solche Fluchtgedanken nötig", war am Ausgang zu hören.

Miachel Stolz

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