Im Gespräch mit Yasin, dem Ältesten der Brüdergruppe, wurde klar, wie überlegt und wohlbegründet ihre Flucht vorbereitet worden war. Die eigenen Eltern, die gegenwärtig im umkämpften Norden Syriens leben hatten ihre drei Söhne zur Flucht animiert, um wenigstens sie aus der Kriegsbeteiligung (20 und 24 Jahre sind die Älteren) in Sicherheit zu bringen. "Deutschland war schon immer mein Traumland", erklärte Yasin das Ziel ihrer Flucht. Unterwegs wurde ihnen noch ein 14-Jähriger von seinem Vater anvertraut, da dieser durch einen Unfall in der Türkei aufgeben musste. Inzwischen sind die Vier aus der GU an der Veitshöchheimer Straße nach Niederwerrn verlegt worden, wo die beiden Jüngeren ihre ersten Schultage schon hinter sich haben. Die Umstellung vom Arabischen auf das Deutsche wird ihnen viel abverlangen.
Für die Älteren besteht die Chance, an einem Pilotprojekt der Würzburger Uni teilzunehmen, das ab Dezember Sprachunterricht für Studierfähige anbieten wird. Dann könnte es sein, dass sie von Unterdürrbach aus an die Uni gehen.
"Warum habt ihr alle ein Smartphone?", wurde gefragt. "Das ist für uns überlebenswichtig: Unterwegs haben wir so den Weg gefunden, ich kann mir deutsche Texte übersetzen lassen, ich kann durch Bilder und Dokumente meine Aussagen belegen - und ich kann meinen Eltern ihre Sorge um uns ein bisschen nehmen."
Ein kleiner Imbiss war vorbereitet worden, musiziert wurde auch viel: Gitarre, Klavier und Banjo erklangen, es wurde gesungen und getanzt. Die Deutschen kamen auch musikalisch zu Wort, an der Gitarre von Uli Hornung unterstützt. So klang der Abend voller Dank aus. "Jetzt verstehe ich schon besser, warum die gekommen sind. Gottseidank haben wir keine solche Fluchtgedanken nötig", war am Ausgang zu hören.
Miachel Stolz