Vielen Zeitgenossen könne die Berufung in die Nachfolge Jesu verrückt erscheinen, sagte Bischof Hofmann in seiner Predigt. Zumal sie auch in den Kreuzweg hineinführe. „Es ist nicht nur der freiwillige Verzicht auf Ehe und Familie und auf Karriere und Erfolg. Die Bereitschaft, sich ganz und gar auf Jesu Wort einzulassen, umschließt die Bereitschaft, täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen.“ Für jene, die auf Jesu Wort vertrauen, sei dieser Anspruch eine tägliche Herausforderung – an die eigene Zeit und an die Menschen, mit denen man zusammenlebe. „Wir können dies nur, weil wir im Einlösen der Nachfolge die Erfahrung machen, dass der Herr immer bei uns ist und der eigentliche Kreuzträger bleibt.“
Wer Jesus auf dem täglichen Kreuzweg in der Haltung von Simon von Cyrene nachfolge, der half, Jesu Kreuz mitzutragen, der werde nicht zum Lehrer von oben herab, zum Besserwisser oder Befehlsgeber, sondern möglicherweise zum Katalysator für die Liebe Gottes, sagte der Bischof und zitierte den früheren Abt von Einsiedeln Martin Werlen: „In der Gemeinschaft der ganzen Kirche dürfen wir die Freude des Glaubens entdecken. Jeder Mensch ist eingeladen, der sich nach Leben sehnt, nicht nach einem Überleben, sondern nach Leben in Fülle.“ Er denke dabei unter anderem auch an die vielen Ministranten, die heute da seien „und über die wir uns von Herzen freuen“, sagte Bischof Hofmann und schloss mit den Worten: „Wir dürfen allen Menschen zurufen: Habt Mut und Vertrauen! Gott, der beruft, löst sein Versprechen ein. Wir sind heute im Blick Gottes, ein Blick voller Liebe.“
Zu Beginn der Feier stellten Domvikar Regens Stefan Michelberger und Provinzial Redemptoristenpater Magister Alfons Jestl die Weihkandidaten vor und baten sie, vor den Bischof zu treten. Die Diakone bekundeten ihre Bereitschaft zur Priesterweihe mit den Worten: „Hier bin ich.“ Michelberger versicherte sodann, dass die Kandidaten für das Priesteramt geeignet seien, und bestätigte deren guten Leumund. Vor der Erteilung der Priesterweihe versprachen die beiden Männer, ihren Dienst gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern in Ehrfurcht und Gehorsam zu tun. Dabei erklärten sie unter anderem, sich mit ihrem ganzen Leben an Christus zu binden und aus dieser Beziehung zum Heil der Menschen zu leben.
Bei der Anrufung der Heiligen lagen die Weihekandidaten ausgestreckt am Boden und zeigten ihre Bereitschaft, sich Gott ganz hinzugeben. Dann legten ihnen Bischof Hofmann, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Ulrich Boom, Generalvikar Thomas Keßler sowie rund 70 Priester aus der ganzen Diözese Würzburg die Hände auf – seit urchristlicher Zeit Zeichen für die Beauftragung und Bevollmächtigung. Im Weihegebet bat der Bischof schließlich um den Geist Gottes für die Neupriester. Als „ausdeutende Zeichen“ der Weihehandlungen zogen die Heimatpfarrer den Geweihten die priesterlichen Gewänder an, salbte ihnen Bischof Hofmann die Hände, überreichte Kelch und Hostienschale und umarmte sie zum Friedensgruß.
Im Namen der beiden Neupriester dankte Marchler allen, die sie auf ihrem Weg zum Glauben begleitet haben, und allen, die den heutigen Tag mit ihnen gefeiert haben. „Unser größter Dank gilt Gott, dem Allmächtigen, der uns zu Priestern berufen hat, der uns diesen Dienst anvertraut und auch zutraut.“ Verwandte, Freunde und Gläubige aus den Heimat- und Praktikumsgemeinden der Weihekandidaten sowie Mitglieder des Domkapitels und Priester aus allen Teilen des Bistums nahmen an der Feier teil. Musikalisch umrahmten Domorganist Professor Stefan Schmidt, der Domchor unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth sowie das Bläserensemble am Würzburger Dom die Feier mit Werken von Giovanni Pierluigi da Palestrina und Tomas Luis de Victoria. Am Pfingstsonntag feiern die Neupriester in ihren Heimatgemeinden Primiz.
Mit Wirkung vom 3. Juni werden die beiden Neupriester in ihren bisherigen Praktikumspfarreien als Kapläne angewiesen: Kehl in der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Martin Miltenberg-Bürgstadt“ und Marchler in der Pfarreiengemeinschaft „Dürrbachtal, Würzburg“. Kehl wechselt mit Wirkung zum 1. September 2017 als Kaplan in die Pfarreiengemeinschaft „Sankt Kilian, Haßfurt“. Marchler wird mit Wirkung zum Oktober 2017 Kaplan in Maria Puchheim in Österreich.
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