(Anmerkung, Predigttext: Die Arbeit der beiden Söhne im Weinberg nach Matthäus 21, 28-32)
1. Arbeit im Weinberg
Wer so nahe an Weinbergenwohnt, wie alle aus dem Dürrbachtal, kann sich vielleicht vorstellen, dass diesgar nicht so einfach ist. Wer sich z.B. den Pfaffenberg vorstellt, wie steil erist, der kann eine Ahnung bekommen, wie schwer die Arbeit ist, auch wennheutzutage vieles durch Maschinen erleichtert wird. Doch ist die Lese immernoch und gerade dieses Jahr eine schwere Handarbeit. Die reifen Trauben müssenvon den faulen oder den späten Trieben, die noch reifen sollen, herausgelesenund geschnitten werden. Andere tragen die schweren Bottiche hinunter zu denWagen, um diese dort auszuleeren. Und dies eben nicht auf ebener Fläche. DasHinab- und Hinuntersteigen strengt an. Und wer sich gemeldet hat, mitzumachen,wird auch daran gemessen, ob und wie er durchhält.
Da können wir schonverstehen, dass der eine Sohn nicht im Weinberg arbeiten will, obwohl erzunächst Ja gesagt hat. Der zweite ist sich der Schwere der Arbeit bewusst undsagt gleich „Nein“.
2. Tiefere Bedeutung
Wie können uns natürlichfragen: „Was haben jetzt alle diese Gedanken mit uns zu tun, so schön esvielleicht klingen mag?“ Ich möchte deshalb kurz auf die Lesung des ProphetenJesaja, die wir nächsten Sonntag hören, verweisen. Es ist der Anstoß einerVerständnislinie des -weinbergs bis hinein in das Evangelium. Der Weinberg istdas Volk Gottes. Bei Jesus wird er zum Bild für das Reich Gottes. Wir habenletzten Sonntag so ein Weinbergsgleichnis gehört und werden in der nächstenZeit noch einige solcher Gleichnisse hören. Und von Jesus ist uns der Auftragüberliefert, dass wir beten sollen für Arbeiter im Weinberg und für die Ernte.
So wird die Bitte des Vatersim heutigen Evangelium auch zu einer Bitte an uns: „Geh in meinen Weinberg.“Das heißt arbeite für das Reich Gottes. Ich meine, das gilt nicht nur für diePriester und die hauptamtlichen Mitarbeiter in der Kirche. Obwohl es sicher inbesonderem Maße für sie gilt.
3. Übertragung auf heute
Die Erwartungen sind inunserer Zeit besonders groß. Konnte früher ein Pfarrer in einer kleinen Pfarreiseiner Arbeit nachgehen. Gelegentlich eine Beerdigung halten, oder vielleichteinmal eine Taufe halten, so war es doch eingebettet in einen Ritus, der mehrobjektiv gefeiert wurde. Selten einmal war ein persönliches Wort erwartet. DieBeziehungen in einer Dorfgemeinschaft waren intensiv. Oft haben die Familienund die Nachbarn einander auch in Glaubensdingen unterstützt durch gemeinsamesGebet, jedoch viel mehr durch das Gespräch. Der Priester gab durch seinePredigten Anregungen. Ich selbst habe dies als Kind und als Jugendlicher soerlebt.
Aber heute ist es anders: Wirbrauchen eine intensive, auch persönlich geformte und gut erarbeitete Liturgie,sowohl, was die Sonntagsgottesdienste betrifft, als auch die Feier derSakramente wie die Taufe und wenn es um die Beerdigungsliturgie geht. Und dannhat man als Priester immer gleich mehrere Pfarreien. Auch da muss es ganz auf dieSituation und die Eigenheiten der Gemeinden gehen. Da nützt es nichts, wenn manschnell mal „Ja“ sagt und dann nur Dienst nach Vorschrift macht. Es gilt dieschweißtreibende alltägliche Arbeit zu verrichten, eben als Arbeiter imWeinberg des Herrn.
Dies gilt selbstverständlichauch für unsere pastoralen Mitarbeiter. Ich denke heute besonders an unsereMarion Mack. Sie kann ja gar nicht dabei sein. Auch sie hat in den letztenJahren viel Energie und viel Arbeitskraft investiert in unsere Gemeinden. Siehat nicht schnell mal „Ja“ gesagt bei ihrer Beauftragung und sich dann ohnegroße Engagement durch geschlängelt und eine ruhige Kugel geschoben. Nein, siehat ihr Ja ganz Ernst genommen. Auch sie ist eine vorbildliche Arbeiterin imWeinberg des Herrn. Deshalb wollen wir sie begleiten, wenn sie sich nun einerOperation unterziehen muss, und wohl für längere Zeit in unseren Gemeindenfehlt, bis sie - hoffentlich - wieder ganz gesund ist.
Und deshalb möchte ich auchunsere ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden loben. Auch sie sindArbeiter im Weinberg des Herrn. Sie haben ihr Ja gesagt besonders als gewählteMitglieder in den Gremien, im PGR und in der KV. Sie sind in der kommenden Zeitauch besonders gefordert. Eben deshalb auch, weil kein Pfarrer vor Ort ist.Sicher wird sie der Pfarradministrator so gut es geht und es ihm die Fülleseiner Aufgaben erlaubt unterstützen und helfen. Bleiben Sie bei ihrem „Ja“.Laufen Sie nicht weg. Aber so wie ich Sie alle kenne, werden Sie zu Ihrem „Ja“stehen. Gemeinsam trägt es sich leichter. Aber ich möchte auch an die vielendenken, die in unseren Gemeinden einen Dienst übernommen haben. Viele erfüllendiesen Dienst schon seit Jahrzehnten, manche kürzer. Sie alle sind Arbeiter imWeinberg Gottes. Sie haben ihr Ja gesagt und sie stehen dazu. Danke dafür.
Darf ich noch einen Gedankenhinzufügen? Jeder einzelne Christ, auch wenn er keine Aufgabe in der Pfarreiübernommen hat, ist ebenfalls von Gott angefragt: Geh in meinen Weinberg! Vielehaben als Ehepaare Ja gesagt zueinander vor Gottes Angesicht. Die Treue zuleben durch Höhen und Tiefen des Alltags und zugleich als christliche Eheleutezu leben, ist Arbeit im Weinberg des Herrn. Und viele leben seit Jahrzehntenihr Zeugnis, auch wenn selten davon gesprochen wird. Oder haben nicht viele beider Taufe ihrer Kinder versprochen, sie im Glauben zu erziehen? Dazu ist eswichtig, dass auch in der Familie der Glaube vorkommt. Das Gebet mit denKindern, das Anschauen religiöser Bücher und auch das Gespräch, bei dem mansich auch den manchmal sehr schweren Fragen der Kinder stellt ist Arbeit imWeinberg des Herrn. Danke für all diesen Dienst Euch allen!
4. Schlussgedanken
Es gibt immer wieder einmalSituationen, wo es uns eher wie dem zweiten Sohn zumute ist. Dann sagen wirspontan „Nein“ zu dieser Aufforderung „Geh in meinen Weinberg“. Doch haben wirimmer die Möglichkeit, uns zu besinnen. Wir können dann doch noch gehen. Gottfreut sich darüber! Vielleicht hilft es uns dann auch, wenn wir den Einsatzanderer sehen, oder wenn wir von jemandem eingeladen werden: Mach doch mit!
Schreiben wir niemand ab: Mitdem ist ja doch nichts zu machen. Auch Gott schreibt niemand ab. Jeder hat dieMöglichkeit von seinem „Nein“ sich abzuwenden. Wenn er los geht und im Weinbergarbeitet, ist er willkommen.
Unser Papst hat bei seinemBesuch in Deutschland, der heute zu Ende geht, uns auch in diesem Sinn Mutgemacht. Gehen wir gemeinsam in den Weinberg des Herrn!