Teil ihres gelebten Glaubens. Hier erlebte sie ihre große Familie, für die sie alles einsetzte. Eine Grußkarte von diesem Fest mit vielen Unterschriften erreichte sie der allerletzten Phase ihrer langen Krankheit, vielleicht konnte sie die guten Wünsche noch irgendwie wahrnehmen. Sie verstarb dann drei Tage später.
Ursula Nille – eine Frau aus Franken mit dem Herz auf dem rechten Fleck, vertraut mit den Menschen in Oberdürrbach, vertraut mit Geschichten aus der nahen Stadt, in der sie viele Jahre arbeitete, vertraut mit Geschichten aus unserem Ortsteil – gerne erzählte sie in froher Runde mit Schalk und Witz und pfiffigen Bemerkungen von dem, was sich so ereignet hat.
Eine Lebensarbeitszeit lang stand sie ehrenamtlich in der Verantwortung als Kirchenpflegerin. Schon vor einigen Jahren wurde sie für ihren 40-jährigen Einsatz in diesem Amt mit der Ehrennadel der Diözese geehrt. Als Kirchen-pflegerin verwaltete sie die Kasse der Pfarrei und war so regelrecht ein Teil vom Wohl und Wehe der Kirchenstiftung, machte sich Sorgen um mühsam zu erwirtschaftende Einnahmen und die so unerbittlich fälligen Ausgaben. Beratend und entscheidend brachte sie mit der Kirchenverwaltung, mit dem Pfarrer, mit dem Administrator – je nachdem - die großen Projekte der Pfarrgemeinde auf den Weg: In letzter Zeit der Neubau des Kindergartens mit Pfarreiräumen, vor kurzem noch die umfangreiche Sanierung des Dachbereiches im Pfarrzentrum. Koordinierend war sie eingebunden in die verschiedenen Mitarbeitergruppen unserer Pfarrei: von den handwerklich ausgerichteten Helfern im Außenbereich des Pfarrzentrums über die Betreuung von Räumlichkeiten im Gebäude: Instandhaltung und Betrieb von Pfarrsaal, Küche, Heizung usw. wurden von ihr organisiert bis hin zur Pflege und Ausschmückung des liturgischen Raumes und dessen Ausstattung mit allem, was zum würdigen Ablauf der Gottesdienste einfach da sein muss.
Mit ihrem Überblick und ihren Kenntnissen der inneren Zusammenhänge war sie die Instanz der „Kirchenstiftung St. Josef“ – das beschreibt die eine Seite unserer lieben Verstorbenen.
Die andere Seite beschreibt die Zuwendung zu den Menschen in ihrem Wirkungsbereich. Ihr ganz großes Engagement galt dabei dem Seniorenkreis, „ihrem“ Seniorenkreis: regelmäßige Treffen, Gottesdienste, Informations-veranstaltungen, Ausflüge, Seniorenfasching, Sommerfest, Adventsfeier– da gab sie alles, und wie glücklich war sie dann, wenn sie in dieser Gemeinschaft Geben und Nehmen erfahren durfte. Ihre tröstende und einfühlende Begleitung nahe stehender Menschen auch in den schweren Stunden der Seniorenjahre – da war bis zuletzt Zuneigung, Vertrautheit, Liebe. Auch in der Zeit, in der ihre eigenen Kräfte nachließen, konnte sie sich in der liebenden Fürsorge ihrer Freundinnen geborgen fühlen. Jetzt, mit ihrem Tod, ging eine Ära zu Ende.
Wir danken unserer Frau Nille, für die meisten hier „unsere Ursel“, für ihren unermüdlichen, selbstlosen – wenn’s sein musste auch kämpferischen Einsatz - immer auf das Wohl unserer Pfarrei bedacht, für Arbeit, die nach außen sichtbar war und Arbeit, die so oft im Hintergrund verrichtet werden musste. Zum anderen danken wir ihr aber auch für alle Zuwendung zu uns Pfarreimitgliedern, für alle Fröhlichkeit, für ihren fränkischen Humor, für alle gute Ausstrahlung, die sie uns als „Hausmutter“ der Pfarrgemeinde entgegen brachte.
Ursula Nille verließ unsere Welt – unsere Zeit - am 15. Juli. Zeitlosigkeit – Ewigkeit – nennen wir das, was wir mit unseren erdbezogenen Sinnen nicht erfassen können. Jesus brachte uns die jenseitige Welt des Gottesreiches in Gleichnissen, in Bildern seiner Zeit, nahe. Übertragen wir das ruhig mal in unsere Zeit und auf unsere liebe Verstorbene:
Wenn uns ein „himmlisches Hochzeitsmahl“ verheißen wird – könnte da nicht der persönliche Himmel unserer lieben Ursel ein „himmlisches Pfarrfest“ sein? Legen wir doch mal die Bilder aus unserem Nahbereich dem zugrunde „was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat“: …. „Zu Tische sitzen in deinem Reich“ …. Unsere Ursel –dort vielleicht so glücklich wie am Klapptisch und auf der Brauereibank unterm Pavillon da draußen im Innenhof? „Von der Frucht des Weinstocks trinken“: Mit Ursels Worten vielleicht so: … „Da is‘ noch en Silvaner …, für die Frauen en Bacchus.“ „Gemeinschaft der Heiligen“ – liebe Ursel, wenn es unser Ziel ist, zur Gemeinschaft der Heiligen zu gehören, Gemeinschaft, die wir im Glaubensbekenntnis ausdrücklich so benennen –könnte nicht in dieser „Gemeinschaft der Heiligen“ für Dich ein ähnlich großes Glück liegen wie Du es hier in der Gemeinschaft froher Menschen beim Pfarrfest erfahren hast? Und noch mehr: Wir dürfen – wie Jesus selbst uns ermuntert hat – den großen Gott als „Abba“, als lieben Vater, bezeichnen. Du bist jetzt dort bei seinem Fest: „Komm’ doch“, könntest Du sagen, du lieber Vater, ganz nah zu mir, du kennst mich doch, ich, die Ursel, bin jetzt bei Dir, ich trau‘ mich’s mal zu sagen: neben mir ist noch Platz. Und dann wird mich Deine Liebe so vollständig einschließen und Deine Macht, Deine Herrlichkeit, ich werde ganz darin aufgehen, ich brauche keine Angst zu haben und bin nur noch voller Freude.“